FAQ – Häufig gestellte Fragen

  • Warum heißt ihr Vor-Oratorium? – Wir sind ein Haus in Gründung. Seit September 2015 leben wir zusammen im Pfarrhaus von St. Josef in Ingolstadt. Die Konstitutionen verlangen als Mindestvoraussetzungen zur kanonischen Errichtung eines Oratoriums, dass mindestens vier Mitbrüder, von denen zwei Priester sein müssen, mindestens sechs Jahre eine „vita communis führen.
  • Wann fällt das „Vor“ weg? – Frühestens im Herbst 2021. Letztendlich ist es eine Ermessensentscheidung des Generalprokurators. Je mehr Mitglieder wir haben, je jünger wir sind und je besser wir in Ingolstadt verwurzelt sind, desto leichter wird es gehen.
  • Was sind eure Erwartungen an meinen Besuch? – Grundsätzlich geht es um ein erstes Kennenlernen. Man merkt normalerweise relativ schnell, ob einem ein Ort und eine Gemeinschaft liegt oder nicht. Die entscheidende Frage für alle ist: Was ist der Plan Gottes für dich? Das braucht manchmal etwas mehr Zeit.
  • Was erwartest du dir von deinem Besuch? – Neben dem Kennenlernen der einzelnen Mitglieder unseres Vor-Oratorium sollte für dich klar werden, was du in unserer Gemeinschaft suchst. Zunächst geht es um die Berufung in die konkrete Gemeinschaft an einem konkreten Ort mit konkreten Mitbrüder. Erst im zweiten Schritt stellt sich die Frage nach dem Priestertum und dem Apostolat.
  • Wie schaut Euer Tagesablauf aus? – Wir starten um 6.15 Uhr mit einer Stunde Morgengebet in den Tag: Auf den lateinischen Angelus folgt eine halbe Stunde Stille. Dann beten wir die Laudes und tauschen uns schließlich über das Tagesevangelium aus. Nach dem gemeinsamen Frühstück geht jeder seinen Diensten nach. Nach Möglichkeit findet das (förmliche) Mittagessen gemeinsam statt. Den Tag schließen sodann um 21 Uhr eine Zeit der Stille und die Komplet ab.
  • Welche Berufungen gibt es im Oratorium? – Von Philipp her gab es immer beides im Haus, Priester und Laienbrüder. Die Fassung des englischen Oratoriums von Newman her legte den Akzent stärker auf eine Gemeinschaft von Priester-Gentlemen. Wir sind sehr an einer Aufnahme von Laienbrüdern interessiert, weil sie unsere Sicht auf die Welt und die Reichweite unseres Apostolats erheblich erweitern.
  • Wie viele Besuche sind möglich? – Wir verstehen uns grundsätzlich als ein offenes Haus. Wenn Du uns wieder besuchen möchtest, nur los. Wir freuen uns.
  • Wer passt in ein Oratorium? – Die Berufung zum Oratorium kann man nicht selbst machen. Die Mitbrüder sollen „quasi natus“ sein, also gleichsam geboren für ein konkretes Haus, mit all den buckligen Mitbrüdern.
  • Wie alt dürfen eure Kandidaten sein? – Die Konstitutionen legen einen Rahmen von 18-45 Jahren fest. Nach dieser Bestimmung sind auch eine schwache Gesundheit und bereits abgelegte Ordensgelübde ein Hinderungsgrund.
  • Was heißt „stabilitas“ im Oratorium? – Weil das Oratorium wie eine Familie funktioniert, muss ich die anderen mögen und gern mein Leben bis zum Tod mit ihnen verbringen wollen, an diesem konkreten Ort.
  • Wodurch prägt sich das Apostolat des Oratoriums? – Das Oratorium folgt dem Genius loci. Es geht also nicht darum, mit einer Projektidee von außen zu kommen, sondern vor Ort an dem anzuknüpfen, was schon da ist und wie der Heilige Geist sich unser Apostolat vorstellt, nicht wir.
  • Wie finanziert sich das Oratorium? – Dem Grundsatz der wirtschaftlichen Selbstversorgung folgend muss jeder Mitbruder sich selbst unterhalten können. Wir geben derzeit 30% unseres verfügbaren Einkommens in die Gemeinschaft. Anders als klassische Orden lebt die Gemeinschaft von den Brüdern, nicht anders herum.
  • Wo sind die Priester des Oratoriums inkardiniert? – Als Haus in Gründung haben wir kein eigenes Inkardinationsrecht. Die Priester des Oratoriums sind alle in die Diözese inkardiniert. Es ist unser aller Wunsch, unter Bischof Gregor Maria kanonisch errichtet zu werden. Auch danach spielen er und seine Nachfolger eine wichtige Rolle für uns, nicht nur, weil sie uns die Einsatzfelder in der Pastoral zuweisen. Letztlich sehen wir unsere Abhängigkeit vom Bischof als einen Teil der göttlichen Vorsehung, in Gemeinschaft mit dem ganzen Klerus der Diözese.
  • Gibt es ein Noviziat? – Die Aufnahme ins Oratorium gliedert sich in vier Phasen. An eine Phase des Kennenlernens in verschiedenen Besuchen schließt sich der sogenannte Gaststatus an. Er dauert drei bis sechs Monate. Danach folgt das Jahr der Ersten Probation, das wie ein Noviziat streng im Haus verbracht werden muss. Am Ende der zwei Jahre der Zweiten Probation steht die endgültige Aufnahme ins Oratorium. Insgesamt dauert dieser Prozess bis zur endgültigen Aufnahme ins Haus ca. dreieinhalb Jahre.
  • Wie sind bei euch die Stimmrechte verteilt? – Ab der endgültigen Aufnahme nennt sich ein Mitbruder „Triennale“ und hat beratendes Stimmrecht in der Generalkongregation, dem Hauskapitel. Nach sechs Jahren, als „Sessanale“, kommt das beschließende Stimmrecht hinzu.
  • Wie finanziert sich die Zeit der Ausbildung? – Dem Grundsatz der wirtschaftlichen Selbstversorgung folgend, sollte jeder Kandidat über eine eigene Form der Finanzierung verfügen und daraus sogar einen Obolus in die Gemeinschaftskasse abgeben. Andererseits ist es wichtig, dass sich kein Kandidat aus finanziellen Gründen in der Freiheit beschneidet, das Oratorium jederzeit wieder verlassen zu können. Individuell haben wir noch immer Lösungen gefunden.
  • Legt ihr Gelübde ab? – Nein. Der hl. Philipp wollte keinen weiteren Orden gründen. Das Prinzip der oratorianischen Freiheit steht dem entgegen. Stattdessen bekundet jeder Kandidat am Ende der Zweiten Probation seinen Willen, bis zum Tod in der Kongregation zu bleiben. Für die Aufrechterhaltung der Willensbekundung beten wir jeden Abend im Gebet um Beharrlichkeit.
  • Was meint die oratorianische Freiheit? – Auch wenn wir keine Gelübde ablegen, führen wir ein geistliches Leben, das von seiner inneren Verbindlichkeit in vielen Punkten dem eines Ordenslebens entspricht (Gehorsam, Keuschheit, Armut). Allerdings handelt es sich bei unserer Willensbekundung um eine Art Selbstverpflichtung ohne kirchenrechtliche Verbindlichkeit. Wir leben eine Freiheit für etwas, nicht von etwas.
  • Wie versteht ihr den Gehorsam? – Der Gehorsam bleibt auch für einen Oratorianer das entscheidende Werkzeug in der Einübung der Demut. Es wird immer darum gehen, meine eigenen Meinungen, Urteile und Vorlieben zu überwinden, um mich in die Gemeinschaft einzufügen. Am Ende sind wir auf dem Weg zur Heiligkeit. Ansonsten bräuchte es kein Oratorium in Ingolstadt.
  • Wie versteht ihr die Armut? – Anders als bei den Bettelorden hat Philipp den Mitbrüdern Besitz erlaubt („possideant“). Uns ist ein Liebe zur schlichten Einfachheit wichtig. Das zeigt sich bereits in der bescheidenen Größe unserer „Nester“ (=Zimmer). Vom frei verfügbaren Teil unseres Einkommens häufen wir keine Reichtümer auf, sondern setzen es apostolisch sinnvoll ein.
  • Wie läuft der Weg zum Priestertum bei euch? – Zunächst muss die Berufung zum Leben im Oratorium geklärt sein. Anschließend geht der Weg derzeit ausschließlich über das diözesane Priesterseminar Willibaldinum in Eichstätt, verbunden mit einem Theologiestudium an der KU Eichstätt. Deshalb haben der Regens und der Bischof das entscheidende Wort bei der Aufnahme eines Kandidaten.
  • Gibt es auch Wege für Männer ohne Abitur? – Die KU Eichstätt bietet als Gesamthochschule den einzigartigen Weg, über die Aufnahme eines Studiums der Religionspädagogik im zweiten Jahr in die Fachtheologie zu wechseln, ohne Zeitverlust.